Porsche 356: Wie der „Volkskäfer“ zur ersten Porsche-Legende wurde

0
9
Porsche 356

Heute möchte ich Ihnen eines der besten zweitürigen Coupés der Nachkriegszeit vorstellen. Es hat eine ziemlich reiche Geschichte, denn es ist das erste Modell überhaupt, das nach einem Mann benannt wurde, den ich Ihnen vielleicht gar nicht vorstellen muss, denn schließlich sprechen seine Autos für ihn.

Was der 356 mit dem Volkswagen Käfer gemeinsam hat

Aber fangen wir mit dem an, was ich in der Überschrift hervorgehoben habe. Es ist eine bekannte Tatsache, die ich hier aber nicht unerwähnt lassen möchte: Der 356 wurde auf den Fundamenten eines berühmten Volksautos namens Volkswagen Käfer gebaut. Der Motor befand sich also nirgendwo anders als im Heck, trieb natürlich die Hinterräder an, bestand aus vier Zylindern und war luftgekühlt. Das Fahrgestell war neu, ebenso die Karosserie. Es ist jedoch klar, dass die Karosserie sowohl für den Käfer als auch für den 356 von ein und demselben Erwin Komenda entworfen wurde.

Im Laufe der Zeit unterschieden sich die beiden Fahrzeuge immer mehr voneinander. Dazu trug auch bei, dass der 356 1948, nur wenige Tage nach seiner Straßenzulassung, am Innsbrucker Rennen teilnahm und dieses auch gewann. Das war natürlich ein bedeutender Moment für Porsche, und dieser Triumph trug dazu bei, den Grundstein für die bis heute andauernde Rennsporttradition des Automobilherstellers zu legen.

Porsche 356

Ein langer Anfang

Ferry Porsche hat sich sein ganzes Leben lang aktiv mit Autos beschäftigt, was er vor allem seinem Vater zu verdanken hat. Sein Traum war es, einen eigenen Sportwagen zu bauen, was er schließlich im Alter von 39 Jahren (3 Jahre vor dem Tod seines Vaters) tat. Es ist 1948 und der erste Prototyp rollt aus der Werkstatt in Kärnten. Die Produktion der ersten 50 Autos dauert dann endlose 2 Jahre – die Herstellung erfolgt in Handarbeit in einer kleinen Fabrik in Gmünd, Österreich.

Nach zwei Jahren wird das Werk nach Zuffenhausen verlegt, wo man von den bisherigen Aluminiumkarosserien auf Stahl umstellt. Diese Karosserien wurden von der Firma Reutter gefertigt, die übrigens 1963 von der Autofirma Recaro aufgekauft wurde, wobei ein Teil des Geschäfts für die Sitzproduktion erhalten blieb.

Porsche 356

Anfang der 1950er Jahre wurde das Modell in größerem Umfang verkauft, auch in Übersee. Die Kunden schätzten das einfache Handling, die Qualität der Konstruktion und die perfekte Aerodynamik. Doch zurück zum Rennsport. 1951 gewann der Porsche 356 in seiner Klasse das Rennen von Le Mans, was zeigt, welch hervorragende Fahrbedingungen der Wagen bietet. Deshalb nahmen seine Besitzer oft an kleineren Rennen teil.

Die erste Generation

Die insgesamt 17 Jahre andauernde Produktion wurde in vier Generationen unterteilt – Vor-A, A, B und C. Das Getriebe war bei allen ein Vierganggetriebe. Die erste Generation hatte einen Motor mit knapp über 1,1 Litern Hubraum. Wie ich bereits schrieb, dauerte es zwei Jahre, bis der 356 etwas mehr Erfolg hatte, und es hing viel von der Leistung des Wagens ab. So wurde 1951 der Hubraum zunächst auf 1,3 und dann auf 1,5 Liter erhöht. Danach, bis 1955, als diese erste Baureihe durch den 356 A ersetzt wurde, gab es nur noch Designänderungen am Auto.

Einschub über Karosserietypen

Von Anfang an wurden sowohl Coupés als auch Cabriolets produziert. Mitte der 1950er Jahre wurde die Produktion von Coupés eingestellt, während die Cabrio-Version eine Zeit lang über 50 % der Gesamtproduktion ausmachte. Es war also klar, was die Leute wollten. 1954 riet der Wiener Max Hoffman, der dem einen oder anderen vielleicht bekannt vorkommt, dem Autobauer, dass eine etwas billigere offene Version für die US-Kunden interessant sein könnte. Porsche griff diesen Rat auf und begann mit der Produktion einer Version, die als Speedster bekannt wurde. Es wurden weniger als 5.000 Exemplare hergestellt, so dass ich wahrscheinlich nicht beschreiben muss, wie selten ein solches Exemplar ist.

Porsche 356

Nach vier Jahren wurde der Speedster durch die Version „Convertible D“ ersetzt, die der Besatzung auch bei geschlossenem Verdeck mehr Platz, bequemere Sitze und aufrollbare Fenster bot. Schon im nächsten Jahr wurde diese Version durch einen anderen bekannten Namen ersetzt, den Roadster (356 B). Doch dieser begeisterte die Kunden nicht mehr so sehr, da sie sich im Laufe der Jahre einfach an sportliche Porsches gewöhnt hatten.

Die zweite und dritte Generation

In der zweiten Generation, ab 1955, wurden keine 1,1-Liter-Motoren mehr verwendet, sondern meist der 1,6-Liter-Vierzylinder mit 8 Ventilen, der 60 PS leistete und das Modell bis zum Ende der Produktion durchzog. Mit diesem Jahr und mit dieser Baureihe tauchte auch der Carrera-Vierzylindermotor auf, den der Automobilhersteller bis dahin nur im Rennsport eingesetzt hatte. Mit diesem Motor konnte der 356 eine Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h erreichen. Die Windschutzscheibe war dieses Mal gewölbt, eines der wenigen Unterscheidungsmerkmale zwischen der ersten und der zweiten Serie. Die Produktion lief bis 1959.

Mit dieser Generation, die als 356 A bezeichnet wurde, wechselte der Automobilhersteller von der numerischen Bezeichnung 356 zu Typ 1. Von dieser Bezeichnung wurden nur sehr wenige Exemplare produziert, woraufhin der Automobilhersteller von T1 zurück zu 356 wechselte. Doch nach mehreren Facelifts änderte sich die „Nummer nach dem T“ weiter und wurde bei den Kunden immer beliebter.

Porsche 356

Mit dem Erscheinen der dritten Generation und neueren Karosserien in den späten 1950er Jahren kam der 356 B T5 auf den Markt. Ab Mitte 1962 erhielten die Kunden zwei bündig abschließende Kühlergrills am Heck des Wagens, und während bis dahin die Motorhaube zum Tanken geöffnet werden musste, befand sich der Tankdeckel nun am rechten vorderen Kotflügel (T6). Bei den Motoren wurde das 1,6-Liter-Aggregat des Käfers beibehalten. Allerdings gab es auch einen dovuliter Carrera (2000 GS Carrera 2) mit einer Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. Es war der erste 356 und damit das erste Auto von Porsche, das in weniger als 10 Sekunden von 0 auf 100 beschleunigte.

Ende der Produktion

In den letzten beiden Produktionsjahren gelang es dem Autobauer, die Generation 356 C hinzuzufügen. Sie unterschied sich vom T6 zunächst nur durch Scheibenbremsen an allen Rädern (bis dahin waren Trommelbremsen verwendet worden). Eine weitere Neuheit auf dem Markt war die Möglichkeit eines Motors mit mehr als hundert Pferdestärken. Diese Version wurde SC – Super Carrera genannt und hatte ebenfalls einen 1,6-Liter-Vierzylindermotor unter der hinteren Haube.

Porsche 356

Im Jahr 1964 debütierte der heute bekannte 911. Den 356 verkaufte der Autobauer aber noch bis zum folgenden Jahr, denn die Kunden wollten ihn einfach noch haben. Insgesamt wurden in diesen 17 Jahren über 76.000 Exemplare produziert, von denen heute weniger als die Hälfte auffindbar ist.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein